Transit
Das Solistenensemble Kaleidoskop hat in Zusammenarbeit mit dem Choreografen Laurent Chétouane und den Komponist*innen Chiyoko Szlavnics, Dmitri Kourliandski und Sebastian Claren das Konzertformat Transit für die Donaueschinger Musiktage 2017 erarbeitet. Bei den Überlegungen im Vorfeld spielte die Frage nach dem Verhältnis zwischen den Performer*innen und ihrem Publikum eine wesentliche Rolle.
Neben der Uraufführung von drei neuen Werken von Chiyoko Szlavnics, Dmitri Kourliandski und Sebastian Claren ist Transit somit auch die Uraufführung eines Konzertformates. Aus der Auffassung, dass Musik desorientierend und dreidimensional verfährt, Orte und Körper wie fließende Entitäten behandelt, ergibt sich ein Interesse an Spielformen, die über eine frontale Aufführungssituation hinausgehen. Die in Transit anvisierte, multidirektionale Konzertpraxis begreift die komplexe Gemeinschaft von Publikum und Musiker*innen als ein Ereignis des Zusammenseins.
Innerhalb der räumlichen Konstellation, die das unspezifische Potential des Bartók Saals – einer großen Mehrzweckhalle – aufgreift, wird das Publikum als Masse, und nicht nach individuellen Wünschen, bewegt. Laurent Chétouane hat zusammen mit Stefan Grießhaber und Sanna Dembowski verschiedene Spielkonstellationen konzipiert und für die Schwellen zwischen den Musiken Gesamtbewegungen mit dem Publikum angelegt.
Es geht in Transit darum, Raum, Musik und Bewegung als Schwellenphänomene zu befragen, die Gedankenräume entstehen lassen. Mit der Öffnung der ritualisierten Form des Konzertes stellt Kaleidoskop sich und seinem Publikum die Frage: Wie ist es dem Menschen als vereinzelter/m Verwalter*in eines Territoriums möglich, in eine Selbstwahrnehmung und Reflexion körperlich räumlicher Prozesse innerhalb einer Gemeinschaft der Hörenden einzutreten? Damit stellt sich die räumliche Erfahrung von Musik nicht zuletzt auch als eine Reflexion über das Zusammenleben von Menschen heraus.