Sound of Difference

Maya Dunietz & Solistenensemble Kaleidoskop2024

© Yael Bartana

Das Projekt Sound Of Difference wurde in den letzten Jahren in Zusammenarbeit zwischen der Komponistin Maya Dunietz und dem Solistenensemble Kaleidoskop entwickelt. Die aus der Recherche entstandenen Kompositionen Sound Of Difference und Fruit Sorbet sind Ausgangspunkt einer künstlerische Erkundung neuer klanglicher und performativer Dimensionen: eine Ausdehnung der Grenze zwischen Loslösung und Zähmung der Klänge. Dunietz und Kaleidoskop schaffen ein komplexes, nicht-binäres, ambivalentes Umfeld, in der Technologie auf eine höchst poetische Weise in die Kunst miteinbezogen wird.

Kaleidoskop sucht mit Dunietz musikalisch wie räumlich nach Punkten der Verbindung und des Aufbruchs zwischen ihnen, einzeln, in Gruppenabschnitten und als ein großer Organismus – ein Organismus, der sich ohne Anführer*in und ohne Punkte bewegt. Wie also bewegt sich dieser Organismus? Die Tonhöhe des Ensembles scheint zu atmen, sie bewegt sich ständig auf diesen unendlichen Mittelpunkt zu und von ihm weg, von beiden Enden aus. Dieses Material erfordert höchste Sensibilität, emotionale Intelligenz und hat einen Fluss, der anders ist, der mitfühlend, flexibel und weich, aber auch wild, rau, stark und genau ist.

Mit ihren Stimmen und Instrumenten werden sie neue Gebiete erkunden - pochende mikrotonale Sümpfe und die schillernden Klänge der Verbindung, die Geburt eines Klangs, die Erforschung, wie eine Gruppenstimme entsteht und sich bewegt, und mehr. Diese Musik ist feminin. Ein pulsierendes Universum, ein spektakuläres psychoakustisches Phänomen, das sowohl in unseren Köpfen als auch in der physischen Welt auftritt: das Auftauchen von Geisternoten. Der Klang der Verbindung und des Unterschieds. In dem Maße, in dem die Musiker ihre gewohnte Bodenhaftung verlieren - sie teilen ihre Oktave in 15 statt in 12 Teile - verlassen sie sich nun auf die Schwebungen, um die Bewegung des Ensembles durch die Komposition zu führen. Sie werden zu einem Schwarm. Langsame Gesten. Lange Strukturen. Wellen von Tonhöhen, die in einem ständigen Tanz und einer unendlichen Suche nach Gleichgewicht zwischen den einzelnen Linien auf und ab gleiten - die unendliche tänzerische Suche nach einem Mittelpunkt - einer irrationalen Zahl - einem Raum, der unendlich präzise sein kann. – Maya Dunietz

Die philosophische Fragestellung des unerreichten Mittelpunktes und dessen poetische Übertragung auf die Mikrotonalität, mit der sich Maya Dunietz seit Jahren beschäftigt, trifft bei Kaleidoskop auf einen sehr fruchtbaren Boden: das Ensemble versteht die Kollaborationen immer als gemeinsamen Prozess, in dem es um künstlerisch interessante Fragestellungen und die Erfindung ihrer imaginären Lösung geht – und einer Körper- und Raumwerdung der Musik.

Wie kann Klang die Verbindungen und Unterschiede zwischen Menschen und ihren Gefühlen hervorheben, beleben, bewegen und variieren? Das Publikum ist eingeladen, sich den Interpret*innen zu nähern, ihnen zu folgen, die Schwingungen des Gesangs und der gespielten Noten mit dem ganzen Körper zu hören. Wie ein vibrierender Organismus legt sich das Ensemble allmählich um das Publikum und in den Aufführungsraum, um ihn aufzubrechen und seiner Starrheit neue Klänge der Unterschiede und Verbindungen entgegenzusetzen.

Kaleidoskop forscht mit seinen Produktionen weiterhin beharrlich an den offenen Enden der eigenen Kunstform und verbindet sich in dieser Kollaboration mit Maya Dunietz mit einer Künstlerin, die im Spannungsfeld zwischen Musik, bildender Kunst, Performance, technologischer Forschung und Philosophie arbeitet. Wie kann sich eine musiktheatrale Ausdrucksform jenseits des bestehenden Repertoires weiterentwickeln und emanzipieren?

In Athen arbeit Kaleidskop dafür zusammen mit Musiker*innen aus Athen. Kaleidoskop und Dunietz begreifen diese Art von Kollaboration als eine Suche nach einer Form, in der die unterschiedlichen Erfahrungen der eingeladenen Künstler*innen horizontal einfließen können, um gemeinsam ein Ganzes zu gestalten.

Programm:

Maya Dunietz (1984) – Sound Of Difference (2022-2024)
Ana Maria Avram (1961-2017) –
Chiaroscuro für 3 Celli (2011)
Maya Dunietz (
1984) – Fruit Sorbet (2024)

Termine
Samstag, 14.09.2024
18:00 Uhr
Vergangene Termine
Sound of Difference
Mittwoch, 12.06.2024
18:30 Uhr
Athens Conservatoire, Athens Epidaurus Festival, Athen (GR)

Mit finanzieller Unterstützung des Goethe-Institut.